Etwa 80 Besucher konnte Marianne Kluger, Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Hofstetten, im ASV-Sportheim zum ersten von drei Vorträgen zur Geschichte des linksmainischen Dorfes begrüßen. Ulrich Herteux hat jahrelang in verschiedenen Archiven recherchiert, sich in allen möglichen Quellen informiert und mit Unterstützung des Kreisheimatpflegers Bruno Schneider eine umfassende Präsentation erstellt.
Die Themen des sehr gut gegliederten zweistündigen Vortrags waren mit historischen Landkarten, Urkunden und bisher teilweise unbekannten Ansichten angereichert und zogen bis zum Ende die Zuhörerinnen und Zuhörer in ihren Bann.Umfassende Dokumentation
„Mein Ziel ist es, nicht nur Zahlen und geschichtliche Daten aneinanderzureihen, sondern auf die spezielle Entwicklung des Dorfes einzugehen, auf die Lebensumstände, Eigentumsverhältnisse und das soziale Umfeld, das den Alltag der Menschen bestimmte“, erklärte Herteux bereits zu Beginn seine Motivation für die umfassende Dokumentation.
Von der Gründung des Klosters Schönrain im elften Jahrhundert, ein mit viel Grundbesitz und Dörfern ausgestattetes Priorat der Hirsauer Benediktiner, über die Herrschaft der Rienecker, die in Hofstetten den Mainzoll erhoben, den Fürstbischöfen von Würzburg und der Kartierung im frühen 18. Jahrhundert, reichte die Reise in die Heimatgeschichte von Hofstetten, das als Hauptort zusammen mit Massenbuch und Halsbach das Amt Schönrain bildete.Genaue Anleitungen
Beispiele und Zitate aus den Weistümern und Verordnungen gaben einen Einblick in die Abgaben, Frondienste und die Gerichtsbarkeit und gingen sehr ins Detail. So ist in einem Weistum aus dem Jahr 1384 zu lesen, „…das haben die scheffen zu hoffstetten gewiesen…“, dass wenn ein auswärtiger Jäger in ihrem Wald erwischt wird, er ein Pfand zu geben habe, welches er dann bei Auslösung (Einigung) mit den Einwohnern vertrinken soll („… so mag er die eynung mit den nachgebauern vertrincken.“). Genau geregelt war auch, wie der Prior des Klosters, oder später die Amtsleute der Grafen von Rieneck, beherbergt und verköstigt werden mussten.
Ein Jahr nach der Zerstörung im Bauernkrieg durch den Bildhäuser Haufen wurde das Kloster 1526 an Rieneck verkauft. Teile der Klosterfelder wurden 1667 an die drei Gemeinden verteilt und Hofstetten bekam von den insgesamt 142 Morgen 52,5 Morgen, heute sind das etwa zehn Hektar. Später wurden die Felder in Wald umgewandelt und Halsbach verkaufte seinen Anteil an den bayerischen Staat.
In Hofstetten gab es 20 Güter und über 100 Flurnamen. Jeder der 20 Höfe bekam pro Flurnamen einen Anteil. Damit bei der unterschiedlichen Bodenbeschaffenheit niemand bevorzugt wurde, erfolgte die Aufteilung der Grundstücke der Länge nach. Das hatte auch den Vorteil, dass der Pflug nicht so oft gewendet werden musste, erklärte Herteux.Aufteilung des Besitzes
Die Aufteilung des Besitzes unter den Erben, wie bei der fränkischen Realteilung üblich, war verboten. Das führte auch dazu, dass die Einwohnerzahl über vier Jahrhunderte, bis Anfang des 20. Jahrhunderts, nahezu konstant bei 200 lag.
Obwohl erst ab Beginn des 19. Jahrhunderts durch Napoleon das Land genau vermessen und Hausnummern vergeben wurden, war es Herteux in detektivischer Kleinarbeit gelungen, die Lage der Grundhöfe einzuordnen. Insgesamt hat er dabei etwa 1000 Namenszuordnungen verglichen, um die Folge und Namen der Ortsnachbarn zu bestimmen.
Der nächste Vortrag, mit Schwerpunkt „Schönrainer Sal- und Lehensbuch von 1614“, ist am 8. Juli, 19 Uhr, im ASV-Sportheim geplant. Die Veranstaltung mit Themen zum 18. und 19. Jahrhundert bildet im Anwesen Röder am 16. September, 17 Uhr, den Schluss der Vortragsreihe.